Verantwortlich mit der Zeit umgehen
Den Chronos nutzen und den Kairos erkennen: Zeit ist nicht gleich Zeit. In der griechischen Sprache, in der das Neue Testament geschrieben ist, kennt man zwei Begriffe für „Zeit“: „chronos“ und „kairos“.
Chronos meint die kontinuierliche Abfolge von Zeit: Stunde für Stunde, gleichmäßig dahinfließend, messbar (=chronologisch). Kairos meint die besondere Zeit, die Zeit, die dem Leben Qualität gibt. Es sind entscheidende Augenblicke, einmalige Gelegenheiten oder auch kritische Situationen. Ob unsere Lebenszeit qualitativ gut ist, hängt davon ab, ob wir den Kairos erkennen.
In der Bibel gibt es dafür oft die Formulierung „Als die Zeit erfüllt war“. Jesus sagt aber auch in einigen Situationen: „Meine Zeit ist noch nicht gekommen“, d.h. der entscheidende Augenblick des Handelns ist noch nicht da. Manchmal heißt es demnach „Warten“. Das fällt uns in unserer heutigen schnelllebigen Zeit schwer, aber das gilt es wieder zu lernen. Nicht alles scheinbar so Wichtige ist auch das Richtige. Es gilt, den richtigen Zeitpunkt abzupassen.
Verantwortlich mit der Zeit umgehen heißt: den Chronos nutzen und den Kairos erkennen. Wir leben in einer bestimmten Zeit, in bestimmten Umständen und jeder in einer anderen Lebensphase. Das ist unser Chronos. Aber: Was ist für mich jetzt gerade dran? Was ist in meiner Situation wichtig? Wo setze ich Schwerpunkte (= Kairos)?
Um das zu erkennen, brauche ich immer wieder Momente der Stille. Ich brauche Zeit, um mich zu orientieren und um herauszufinden, was für mich gerade dran ist, wo ich einmalige Chancen nutzen kann und wo ich Dinge einfach sein lassen muss. Dabei gilt es, eine Balance zwischen Arbeiten und Relaxen zu finden. Ich brauche auch Momente der Stille vor Gott, um mich von ihm ausrichten zu lassen.
Wie gehe ich mit meiner Zeit um? Lasse ich mich von den Umständen und meiner guten oder schlechten Laune treiben? Ich möchte versuchen, den Kairos zu erkennen – zu erkennen, was für mich in meiner Lebenssituation gerade dran ist und wo Gott mich gebrauchen will.
Annette Schwartz